Die gotische Befestigung der Stadt Polička gehört in ihrem Grundriss zu den besterhaltensten städtischen Fortifikationen in der Tschechischen Republik. Die Wandelgänge der rekonstruierten Teile der Hauptmauer mit einigen Türmen können in Begleitung eines Führers besichtigt werden. In der Besichtigung ist eine sachkundige Führung und Vorstellung der Stadt am Modell der Stadt Polička aus dem 14. Jh. inbegriffen. Danach folgt der eigene Aufstieg auf den Burgwandelgang von den Straßen Nová und Komenská ulice.
Die Eintrittskarten sind im Zentrum von Bohuslav Martinu erhältlich.
Die Stadt Polička wurde im Jahre 1265 im Auftrag vom König Přemysl Otakar II gegründet. Die ursprünglichen Besiedler, ungefähr 110 Familien, waren vor allem deutschen Ursprungs. Die Siedler bauten vor allem Häuser und bewirtschafteten die ihnen zugeteilten Felder, daher war ihre damalige Befestigung aus Holz, nur zu einem provisorischen Schutz und Mitte des 14. Jh. wurde diese durch eine feste Steinmauer ersetzt.
Die Befestigung bestand aus einer mit Türmen befestigten Grundmauer, aus Zwingern und einer Zwingermauer, einem Wassergraben und einem Wall. In die Stadt gelangte man durch vier Tore (Litomyšlská, Limberská, Kamenecká und Starohradská brána) und den Zugang zum Teich ermöglichte eine Pforte. Der Hauptwall ist in seiner ganzen Runde auch mit allen 19 Türmen erhalten.
Die Befestigung konnte damals Feinde schon mit der Tatsache abwehren, dass es sie überhaupt gab. Die Mauern in Polička bewährten sich auch in Kämpfen. Während der Hussitenkriege verteidigte Polička zuerst die Interessen des Königreichs, beim Prager Feldzug, geführt von Jan Žižka, nach Ost-Böhmen schloss sich die Stadt den Hussiten an. Schon im Herbst 1421 eroberte, wahrscheinlich durch einen Verrat, die Stadt Polička das Heer des Königs Sigismund. Die Befestigung hielt mehrmals unter der Regierung von Georg von Podiebrad Angriffen stand. Im Jahre 1468 und 1469 verteidigte sich Polička mit Erfolg gegen Angriffe des ungarischen Königs Matthias Corvinus.
In Zeiten der Steinmauern war die Befestigung in Polička sehr wirksam, im Laufe der Zeit und der Entwicklung der Militärtechnik verlor sie mehr und mehr an Bedeutung. Zur Zeit des 30-Jährigen Kriegs waren sie militärisch praktisch bedeutungslos. Später dienten sie als Polizei- und Verwaltungsgrenze der Stadt.
Die Stadt hat bis heute die mittelalterliche Verteilung der Straßen beibehalten und auch die Grundstücke wurden nicht verändert. Wegen viel Unglücke, die Polička heimsuchten, gab es keine Mittel für großzügige Umbauten und Modernisierungen. Die Bürger mussten nach Großbränden in den Jahren 1613 und 1845 die zerstörten Häuser wieder herrichten. Im 18. Jh. entstand um die Mauern eine Außenrundstraße, auf der südlichen Seite konnte die Stadt wegen des Teiches nicht erweitert werden. Daher gab es keinen Grund dafür, die Mauern abreißen zu lassen, wie es in anderen befestigten Städten der Fall war. Dank dieser Tatsache gehören die Mauern in Polička zu den besterhaltensten in Böhmen.
Einige Teile der Befestigung gingen im 19. Jh. zugrunde. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts handelte sich um Tore und Barbakane. Im Laufe der Zeit verschwanden auch die Stadtgräben und zu Ende des Jahrhunderts wurde auch der Teich, der die ganze südliche Seite der Stadt schützte, teilweise verschüttet.